Zahlreiche Eltern und schulpolitisch Interessierte folgten der Einladung der SPD Herrsching zur Diskussion der Frage „Das Münchner Lernhauskonzept – ein Modell für unser neues Gymnasium?“. „Wir wollen für Herrsching kein klassisches G8, sondern Streben für das Gymnasium eine inhaltliche Ausrichtung und ein pädagogisches Konzept an, die eine echte Ergänzung zum bisherigen Angebot im Landkreis bringen“, betonte Dr. Thomas Dalibor von der SPD Herrsching in seiner Einleitung zum Thema. „Die individuelle Förderung und Entwicklung der Schülerinnen und Schüler steht für uns dabei im Mittelpunkt“. Um ein modernes pädagogisches Konzept am Gymnasium verwirklichen zu können, muss die Planung und Entscheidungsfindung frühzeitig ansetzen.
„Die SPD hat im Kreistag mit ihrer Initiative zur Erstellung eines Schulentwicklungsplans die Weichen gestellt für FOS/BOS und Gymnasium im westlichen Landkreis“, so die SPD-Landratskandidatin Julia Ney. Mit der Veranstaltung zum Lernhauskonzept setzt die SPD den Startpunkt zur inhaltlichen Ausgestaltung für das neue Gymnasium. Dazu hatte der Ortsverein mit dem Schulexperten Dr. Otto Seydel einen äußerst fachkundigen Referenten eingeladen. Seydel ist Leiter des Instituts für Schulentwicklung und beriet unter anderem die Stadt München bei der Umsetzung des Lernhauskonzeptes. In seinem Vortrag stellte er die wesentlichen Bausteine dieses Konzeptes vor und unterfütterte die Kernpunkte anschaulich mit seinen zahlreichen Beispielen aus der Schulwelt. Er unterstrich Dalibors Forderung nach einer frühzeitigen Diskussion und Entscheidungsfindung zum pädagogischen Konzept der neuen Schule, bevor „der Beton unwiderruflich gegossen ist“.
Das Lernhaus schafft für die Schülerinnen und Schüler eine „kleine Schule“ innerhalb der größeren Schulorganisation, in der die Schülerinnen und Schüler in „Clustern“ zusammengefasst werden und von einem festen Team von Pädagogen unterrichtet und längerfristig begleitet werden. Die Cluster lassen sich je nach Wunsch unterschiedlich bilden: als Fachcluster, jahrgangsübergreifend, oder auch in reinen Jahrgangsteams. Diese Anpassungsfähigkeit ist für Seydel ein zentraler Punkt eines zukunftsfähigen Schulneubaus. Nur ein Gebäude, das anpassungsfähig ist für Veränderungen, wird die Nutzbarkeit über Generationen hinweg mit sich verändernden pädagogischen Anforderungen gewährleisten können.
Das Lernhaus gruppiert die Schüler in räumlich beieinander liegenden Klassenzimmern rund um den gemeinsamen „Marktplatz“. Dieser zentrale Platz steht als räumliche Erweiterung des Klassenzimmers zur Verfügung und kann für verschiedene pädagogische Konzepte zur Differenzierung, Individualisierung, Gruppenarbeiten, Präsentation oder einfach für Pausen und Entspannung genutzt werden. Die flexible Raumnutzung erlaubt auch eine Rhythmisierung und Umsetzung neuer Lernformen im Rahmen des Ganztags.
Im letzten Teil seines Vortrags zeigte Dr. Seydel Möglichkeiten auf, wie durch die intelligente Mehrfachnutzung des Schulraumes eine kostenbewusste Planung möglich ist. Auch die Öffnung des Lernhauses für den vielfältigen Austausch zu allgemeinen gemeindlichen Aktivitäten schafft einen Mehrfachnutzen, der sonst durch zusätzliche Infrastrukturausgaben seitens der Gemeinde zu leisten wäre. Klar ist für Seydel aber auch, dass die äußere und die innere Qualität eines Schulbaus die Wertschätzung einer Gemeinde für ihre Kinder und Jugendlichen widerspiegelt.
Eindringlich war zum Abschluss seine Empfehlung, die „Planung zu planen“ und sich dabei von Anfang an – in einer Phase Null – pädagogischen Sachverstand in die entsprechende Lenkungsgruppe zu holen. Er riet auch dazu, schon zu Beginn der Planung eine Patenschule zu suchen, um bei aufkommenden Fragen einen kompetenten Partner an der Hand zu haben.
Für den Förderverein des Gymnasiums Herrsching wusste dessen Vorsitzender Jens Waltermann zu berichten, dass der Landkreis eine solche Phase Null bereits zugesichert hat, und die in nächster Zeit mit Leben zu füllen sei. Dabei nahm er Seydels Rat zur Einbeziehung der pädagogischen Seite sehr gerne auf.
In der sehr regen Diskussion mit den anwesenden Eltern und Interessierten wurde der Wunsch nach einem ergänzenden Bildungsangebot zum klassischen G8 noch einmal deutlich. Viele Fragen und Stellungnahmen bezogen sich auf eine konkrete Umsetzbarkeit des Lernhauskonzeptes in Herrsching. Um sich ein Bild vom Alltag in einer Münchner Lernhausschule zu machen, plant der SPD Ortsverein im zweiten Schritt einen Schulbesuch am Gymnasium in Trudering. Das neue Truderinger Gymnasium arbeitet bereits nach dem Lernhauskonzept, das auch vom bayerischen Kultusministerium und von der Regierung von Oberbayern mitgetragen wird.
Hier der ganze Vortrag von Dr. Otto Seydel:
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