Siebzehn der insgesamt 39 Mitglieder des SPD-Ortsvereins Herrsching wurden am 21. Februar 2024 im Andechser Hof vom Vorstandsvorsitzenden Werner Odemer für ihre mehr als 40-Jährige Treue feierlich geehrt.
Die beiden „Dienstältesten“, Adi Boger und Elina Pickelmann, die schon 55 Jahre dabei sind, waren an diesem Abend jedoch verhindert. Persönlich entgegennehmen konnten die vom Bundes- und dem Bayerischen Parteivorstand unterschriebenen Ehrenurkunden zehn anwesende Genossinnen und Genossen – siehe oberes Bild. Es zeigt von links nach rechts Dr. Renate Mengen (45 Jahre bei der SPD), Ute Kaspar (46 J.), Doris Schleuter, Fritz Voigtländer und Sibylle Bajorat (alle 48 J.), Tom Hamaus (52 J.), Gaby Martis (46 J.), Peter Günther (51 J.), Werner Odemer (49 J.) und Gabriele Frey (45 J.).
In einer kurzen Powerpoint-Präsentation ließ Tom Hamaus, einer der Geehrten, die politischen und gesellschaftlichen Highlights der Jahre 1969 (Parteieintritt der ältesten Jubilare) bis 1984 (also vor 40 Jahren) Revue passieren: die erste bemannte Mondlandung, den Vietnamkrieg, in Deutschland die erste sozial-liberale Koalition 1969 unter Willy Brandt. Für viele der Anwesenden war Willy Brandt der Grund für ihren Parteieintritt.
Aus den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts erinnerte Hamaus an schöne wie auch schreckliche Momente wie die Olympiade in München mit dem PLO-Anschlag auf die israelische Olympiamannschaft, den Jom-Kippur-Krieg 1973, die erste Ölkrise und den RAF-Terror mit der Ermordung von Hans-Martin Schleyer. In der Bundespolitik ging es schon damals turbulent zu: der erste Versuch der CDU-Opposition, die Regierung Brand 1972 zu stürzen, scheiterte. Aus der vorgezogenen Bundestagswahl errang die SPD kurz darauf aber ihren historisch höchsten Wahlsieg. Willy Brandt hatte sich mit seiner Politik der Annäherung zwischen Ost und West durchgesetzt.
Im Mai 1974 trat Willy Brand wegen eines Spionagefalls in seiner Umgebung zurück, Helmut Schmidt wurde Bundeskanzler. Einer der Höhepunkte danach war die Reform des Ehe- und Familienrechts. Bis dahin mussten z. B. Frauen ihren Ehemann um Erlaubnis bitten, wenn sie berufstätig sein wollten. Mithilfe einiger Überläufer im Bundestag gelang es der CDU/CSU 1983 jedoch, Helmut Schmidt als Bundeskanzler abzuwählen. Das war das Ende der sozial-liberalen Ära. Helmut Kohl wurde Bundeskanzler, erstmals wurden allerdings auch die Grünen in den Bundestag gewählt. Für Empörung bei den Konservativen im Land sorgte der Auftritt von Joschka Fischer in Turnschuhen bei seiner Vereidigung als hessischer Umweltminister.
Bundespräsident war damals Richard von Weizsäcker (CDU). Hamaus erinnerte an dessen Rede zum 40. Jahrestag des Kriegsendes, in der Weizsäcker sagte, dass der 8. Mai 1945 für die Deutschen „ein Tag der Befreiung“ war – für konservative Wähler ein Skandal. Weltpolitisch war die Zeit gekennzeichnet durch massive Aufrüstung in Ost und West, wogegen sich Widerstand regte (Ostermärsche). Man erkennt einige Parallelen zur heutigen Zeit.
In einer gemütlichen Runde mit Sekt und Erlebnisberichten aus der damaligen Zeit klang der Abend aus. Heiterkeit lösten Jugendfotos einiger der Geehrten mit Dauerwelle, Vollbart, langen Haaren und Motorrad aus (siehe unten) – die Aufgabe war, zu erraten, who is who.
Hinterlasse einen Kommentar
An der Diskussion beteiligen?Hinterlasse uns deinen Kommentar!