Turbulent ging es zu während der Versammlung des Herrschinger SPD-Ortsvereins am 3. Juli zum Thema neues Gymnasium. Einhellig einig waren sich die Genossen darin, dass am Standort Herrsching eine neue weiterführende Schule dringend vonnöten ist. Ebenso wichtig sei die Errichtung einer im Landkreis bislang noch fehlenden Fach- bzw. Berufsoberschule (FOS/BOS). Diese Schüler müssen bislang weite Wege nach München oder in benachbarte Landkreise in Kauf nehmen.
In einer lebhaften Diskussion sprachen sich einige Teilnehmer gegen den Bau eines neuen Gymnasiums in Herrsching aus, weil damit das dreigliedrige Schulsystem mit seinem Leistungsdruck schon in der vierten Klasse Grundschule zementiert werde. Bevorzugt werde eine alternative Schulform, die Gemeinschaftsschule, …die sich bereits in vielen europäischen Ländern, aber auch in Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein, bestens bewährt hat und derzeit in Baden-Württemberg an voraussichtlich mehr als 100 Schulen eingeführt wird. Die Kinder sollen von der ersten bis zur zehnten Klasse gemeinsam eine Schule besuchen, in der es keine Aufteilung in Grund-, Mittel-, Realschule und Gymnasium mehr geben soll; im Vordergrund steht gemeinsames Lernen in unterschiedlichen Leistungs- und Neigungskursen. Dadurch sollen die Entwicklungsperspektiven für alle Kinder verbessert werden. Die gesellschaftliche Stellung und finanzielle Ausstattung des Elternhauses dürfe nicht länger für die Schulkarrieren der Kinder maßgebend sein. Auch hinsichtlich der Lerninhalte und –methoden sei das Gymnasium „ein Auslaufmodell“, so Dr. Thomas Dalibor, einer der Befürworter der Gemeinschaftsschule. Der Unterrichtsstoff müsse viel stärker vernetzt werden; zudem solle unter anderem das Prinzip des bayerischen Modellversuchs zur flexiblen Grundschule, der mit dem Schuljahr 2012/13 auch in Herrsching startet, aufgegriffen und in den höheren Klassen fortgeführt werden. Die Schule soll als Ganztagsschule geplant werden, um ausreichend Zeit für die individuelle Förderung jedes Schülers nach persönlichen Stärken und Schwächen zu haben.
Mit Rücksicht auf den akuten Handlungsbedarf in Herrsching schlug ein Teilnehmer vor, den Neubau des Gymnasiums zu befürworten, jedoch mit der Maßgabe, dass dieses zu einem späteren Zeitpunkt – bei Vorliegen von weiteren, positiven Erfahrungen – schrittweise mit der in Herrsching vorhandenen Grund-/Mittelschule und der Realschule zu einer Gemeinschaftsschule zusammengeführt wird. Der Vorschlag fand aber keine Mehrheit.
Schließlich einigte man sich darauf, angesichts der im Land und Landkreis herrschenden politischen Mehrheitsverhältnisse den Wunsch vieler Herrschinger Eltern nach einem neuen Gymnasium zu respektieren. Wichtiger noch ist der Herrschinger SPD aber die Errichtung einer FOS bzw. BOS im (möglichst westlichen) Landkreis. Mittelfristig strebt die SPD nach wie vor die Gemeinschaftsschule als weitere Alternative der weiterführenden Schulen in Bayern an.
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